Auf meiner Facebookseite hat mir Markus Meyer einige Fragen zu unserem Garten gestellt.

Ich hab sie beantwortet und zeige euch hier sowohl seine Überlegungen und Fragen, als auch meine Antworten darauf.

Die Überlegungen sind ein guter Gedankenanstoß für das kommende Gartenjahr, gerade jetzt überlegt ja jeder Gärtner und jede Gärtnerin, was sie wie in ihrem Garten umsetzen werden.

Markus Meyer (Ökologe, Botaniker, Landschaftsarchitekt und Publizist):

„Stehen wir vor einer botanischen Zeitenwende? Hoffentlich ja, hoffentlich gelingt es uns, unsere Umwelt, die Natur und letztlich auch unseren Planeten achtsamer und respektvoller zu behandeln.
Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen, sowohl ökologisch als auch sozio-ökonomisch und die anstehenden Aufgaben können wir nur bewältigen, wenn wir reflexiv unser eigenes Dasein annehmen, über uns selbst und unser Verhalten nachdenken. Für mich gehört in erster Linie dazu, dass wir den Pflanzen zuhören, ihnen auf Augenhöhe begegnen, denn sie verfügen über die Antworten, die wir für unser Überleben brauchen.
Unabhängig davon sollten wir nicht vergessen, dass die mensch-gemachten ökologischen Probleme trotz einiger anderer aktuellen Geschehnisse noch immer virulent und existent sind: eines davon ist der Klimawandel und zu diesem Thema schreibe ich gerade ein Buch mit dem Arbeitstitel „Cooler Garten – cooles Klima“.
Angedacht ist ein Gartenratgeber, der eine Handlauf bieten soll, worauf ich in meinem privaten Garten in Zeiten des Klimawandels zu achten habe. Dazu hätte ich Fragen an Euch:
Wie bewirtschaftet Ihr Euren Garten heute? Spielt der Klimawandel eine Rolle für Euch? Worauf achtet Ihr besonders?
Wie geht Ihr mit Euren Ressourcen im Garten um?
Achtet Ihr auf die Nutzung von Wasser? Ändert Ihr Eure Bepflanzung? Schaut Ihr auf Beschattungen? Was habt Ihr für einen Boden?
Wie nutzt Ihr Euren Garten?
Danke für Eure Antworten und wie gesagt, achtet aufeinander!“

Meine Antworten:

Art der Bewirtschaftung:

Wie aus dem Namen unseres Gartens schon hervorgeht, fühlen wir uns mit dem 3 Zonen Gartenkonzept verbunden. Schönheit, Vielfalt, Nutzen. Die 3 Zonen: Pufferzone, Ertragszone, Hotspotzone. Besonders interessant ist die Hotspotzone, weil hier mit abgemagertem Substrat gearbeitet wird. Üblicherweise wird ja in einem Garten gedüngt, was das Zeug hält. Hier ist es anders. Hier entzieht man Nährstoffe, die man dann eben auf den Kompost wirft und auf´s Gemüsebeet. Und zwar jene Pflanzen und Pflanzenteile, die verblüht sind und die dann mit den verblühten Teilen den Boden düngen würden. Auf magerem Boden gedeihen Pflanzen auch unwahrscheinlich gut, was ich gar nicht glauben konnte.

HIER geht´s zum Aufbau des Hotspothochbeetes

Spielt der Klimawandel in unserem Garten eine Rolle?

Ja, natürlich spielt er eine Rolle. Auch in unserem Garten: mehr Sonne, mehr Hitze, weniger Regen.

Wir haben schon bei der Umgestaltung des Gartens (2011/2012) auf folgende Umstände geachtet: wir wollten winterharte und pflegearme unkomplizierte Pflanzen, die man nicht jedes Jahr neu setzen muss und die mit den Gegebenheiten auskommen, die also nicht dauernd gegossen werden müssen, sondern mit dem Regen auskommen. Die nicht anfällig für Krankheiten sind, die man nicht ständig bemuttern muss. Und vor allem eines: die nützlich sind. Keine solchen wie Forsythien, die so nützlich wie Plastik sind: kein Pollen, kein Nektar. Das sind vor allem heimische Pflanzen, an die die heimische Tier- und vor allem auch Insektenwelt angepasst ist. Der Klimawandel ist vor 10 Jahren noch gar nicht so in unseren persönlichen Fokus gerückt gewesen, jedoch hat sich herausgestellt, dass unsere damaligen Vorgaben die richtigen waren. Nach wie vor müssen wir in unserem Garten nur wenig gießen. Ausnahmen sind natürlich die Pflanzen in den Töpfen. Wir schauen drauf, dass wir keine neuen Töpfe mehr bepflanzen, damit wir uns nicht mehr Arbeit schaffen, weil wir sie in heißen Sommern vermehrt gießen müssten.

Der Klimawandel hat uns auch neue Insekten in den Garten gebracht, wie zum Beispiel die Gottesanbeterin, mit der wir große Freude haben. Oder der Stahlblaue Grillenjäger, der auch neu in unserer Gegend ist.

Durch die Klimaerwärmung werden in unseren Breitengraden wohl Pflanzen gedeihen können, die früher nicht überlebt haben.

Worauf achten wir besonders?

Es hat sich für uns herauskristallisiert, dass wir ein Faible für Insekten haben. Wir freuen uns extrem, wenn wir wieder ein neues Insekt im Garten entdecken. Insbesondere die Wildbienen haben es uns angetan. Was nicht heißen soll, dass wir mit anderen Insekten oder Tieren im Garten keine Freude haben. Uns faszinieren die Larven der Glühwürmchen beim Verspeisen der Schnecken genauso wie die Grabwespen, die ihre Beuten meterlang den Gartenweg entlang bis zu unserem Sandarium schleppen. Für die Igel haben wir genauso eine Leidenschaft entwickeln, wir füttern sie im Herbst und bauen ihnen Winterquartiere. Vögel füttern wir im Winter und beobachten sie gern. Dass ein Blutspecht sich Futter vom Futterhäuschen holt, ist ein Highlight für uns.

Wir achten also darauf, dass wir nichts im Garten machen, was der Tierwelt schadet.

Wir verwenden KEINERLEI Gifte oder Mittelchen, die irgendjemandem schaden können. Denn langfristig gesehen schaden wir uns selber damit.

Wir haben den Jagdinstinkt in uns entdeckt – sehen wir schöne Steine oder Sand, dann überlegen wir gleich: könnte man das für einen Steinhaufen brauchen oder für ein neues Sandarium?

Wie gehen wir mit den Ressourcen im Garten um?

Wir versuchen, Material, das im Garten anfällt, zu verwerten. Entweder kommt etwas auf den Kompost oder die Mini-Totholzhecke oder wird anderweitig verwendet. Hohle Stängel als Nisthilfe für Wildbienen, markhaltige Stängel für die marknagenden Wildbienen, Steine für Eidechsenburgen und/oder Trockenstenmauern, Sand für Sandarium, Erde für das Hochbeet, Erd-Sand-Gemische als Substrat für Hauswurzen und Co, weil dort auch gerne Wildbienen nisten.

Alles, was wir im Garten machen, steht unter einem Aspekt: wem kann es dienen? Nützt es einem Tier, um sich dort zu verstecken? Um dort zu nisten? Um sich dort zu entwickeln, vom Ei zur Larve zum Tier? Ist es als Futter für jemanden geeignet? Und wir versuchen, dass es auch optisch ansprechend ist, was wir so tun.

Wasser im Garten

Wir haben eine Regentonne, mit deren Regenwasser wir dann mit der Gießkanne unsere Topfpflanzen im Garten gießen.

Den restlichen Garten müssen wir nur wenig gießen. Außer bei Neuanpflanzungen und extrem heißen Tagen im Sommer gießen wir kaum.

Wir haben einen Miniteich, der uns allerdings schon zu klein ist. Wasser ist Leben, deshalb planen wir einen größeren Teich. Der Miniteich bleibt wahrscheinlich trotzdem, weil hier Libellenlarven und Teichmolche leben.

Beschattung

Unsere Terrasse ist nordostseitig, wir haben dort Schatten und beschatten nirgends gesondert.

Boden

Unser Boden ist „fett“, also sehr nährstoffhaltig. Wir haben einige Bereiche geschaffen, die wir „mager“ bewirtschaften. Zum Beispiel unsere Eidechsenburg und das Hotspothochbeet sind ausschließlich mit Sand gefüllt und dort wächst und blüht und gedeiht es wie verrückt. Das Sandarium ist neu, die Erde haben wir woanders im Garten verwendet und nur mit Sand gefüllt. Hier sollen Insekten nisten und wenige Wildpflanzen wachsen, die mageren Boden bevorzugen.

In unserem Hortus in Kärnten ist es genauso, hier haben wir ein großes Trockenmauerhotspoteidechsenkellerbeet und ein neues großes Sandarium gebaut.

Gartennutzung

Die Terrasse wird genutzt, wie man halt eine Terrasse so nutzt. Oft können wir nicht lange hier stillsitzen, weil uns schon wieder etwas ein- oder aufgefallen ist. Durch den Garten schlängelt sich ein Weg. Rasenflächen gibt es kaum mehr, die werden immer kleiner. Unser Garten ist kein Spielgarten, sondern ein Lebensraum für die Tierwelt.

Mit unseren Nisthilfen, insbesondere den Wildbienenbeobachtungsnisthilfen möchten wir auch in anderen Menschen die Begeisterung für die Insektenwelt wecken und damit vielleicht auch ein Umdenken in der Gartengestaltung und –bewirtschaftung erreichen.

 

Der Winterduftschneeball hat schon schöne Knospen. Heute hab ich ein paar kleine Blüten entdeckt, die schon aufgegangen sind.

 

Markus Meyer ist Ökologe, Botaniker, Landschaftsarchitekt und Publizist. Ich bin gespannt auf sein Buch.

Liebe Grüße aus dem Hortus Girasole in Niederösterreich, der ganz langsam aus dem Winterschlaf erwacht!

(c) Fotos und Text: Karin Kurzmann. Fragen: Mag Dipl.Ing. Markus Meyer.