Wir haben in unserem Kärntner Hortus eine wunderschön blühende, herrlich duftende, ungefüllte gelbe Rose.

Sie muss schon recht alt sein, weil der Garten auch schon sehr alt ist. Er stammt von der Großmutter des Gärtners meines Vertrauens und wurde Ende der 1950er Jahr angelegt (der Garten, nicht der Gärtner 😉 )

Wie bei vielen Sträuchern, so war es auch bei diesem Rosenstrauch: innen kahl, außen grün und blühend.

Wenn man nie schneidet oder nur den sogenannten „Hausmeisterschnitt“ anwendet, dann verkahlen die Sträucher innen. Sie haben dann nur mehr außen eine grüne Hülle und sind innen ganz kahl.

Nun hab ich 2023 ein Rückschnittprojekt im Klagenfurter Hortus gestartet.

Begonnen habe ich mit dieser wunderbaren gelben Rose.

Ich habe die Entwicklung fotografiert, von den ersten Fotos, die ich gemacht habe, bis zum Mai 2024.

Mai 2018 – sie blüht, wie immer, und ist ein Eldorado für Insekten. Und wie sie duftet. Ihr könnt euch das gar nicht vorstellen. Wahnsinn!! Wie man sich Rosenduft vorstellt, einfach herrlich. Im Hintergrund das Hofgebäude, rechts das Tamariskenbeet.
April 2019. Mitten in diesem Rosenstrauch ist auch ein Pfaffenhütchen versteckt, das man erst bemerkt, wenn die Rose verblüht ist. Lange Äste hängen tief runter. Die beiden Sträucher stützen sich gegenseitig. Das ist mir erst beim Schneiden aufgefallen.
2020. Man sieht hier die kahlen Äste sehr gut. Unten kahl, oben grün. Aber sie blüht und zieht Insekten ohne Zahl an.
Mai 2023. Sie blüht schön, man sieht, wie die schweren Äste runterhängen. Man muss in die Rose reingehen, um herauszufinden, wo die Rose aufhört und das Pfaffenhütchen anfängt.

August 2023: Nach dem Schnitt. Der Gärtner meines Vertrauens hat wieder einen halben Herzinfarkt bekommen, als er das gesehen hat. Sie kann jetzt frisch unten austreiben, Sonne sollte genug hinkommen.
Ich habe zuerst begonnen, alle dürren und abgestorbenen Äste rauszuschneiden, egal von wem. Rose oder Pfaffenhütchen. Am rechten Rand wuchert noch eine extrem stachelige (daher mir äußerst unsympathische Rose), die in den Weg reinhängt. Ich versuche, sie radikal zu kürzen, was nicht einfach ist. Diese Stacheln durchdringen sogar Handschuhe. Vielleicht investiere ich in dicke Lederhandschuhe. Dann könnte ich mich wie so eine gestylte englische Lady präsentieren, mit Strohhut und langen schönen Rosenschneidelederhandschuhen 😉

August 2023. Juni und Juli sind vorbei, sie hat neue Blätter ausgetrieben. Im Vordergrund hat sich eine Königskerze angesiedelt.
Ich habe einige ganz alte Äste rausgenommen. Musste aber auch viele stehen lassen, weil sie als Stütze dienen. Wahrscheinlich werde ich 2024 im Herbst ein paar ganz alte Äste wieder herausnehmen. Schaun wir mal…
September 2023. Schaut zwar noch immer wild aus. Aber wartet auf 2024.
2024 April. Unten kommt Sonne hin, da haben die Vergissmeinnicht jetzt losgelegt. Also genug Sonne, die Rose darf neue Triebe rausstrecken! Also, darf, sie soll, sie muss!
29. April 2024. Ist das nicht herrlich? Noch nie hat sie so üppig geblüht. Ich freu mich! WIR freuen uns! Der halbe Herzinfarkt ist vergessen und mir wurde endlich die Anerkennung zuteil, die ich verdiene 😉
Die Rosenkäfer geben sich die Klinke in die Hand, so viele sind hier. Und sie nutzen die Blüten auch als Liebesnest, um für die nächste Generation zu sorgen.
Bei Käfern ist es ok, dass man zuschaut, oder?
26. Mai 2024. Alles verblüht, jetzt warten wir auf die pinken Hütchen des Pfaffenhütchens.
Diese Farbe!! Ein Traum. Ich liebe die dunkelrosa Pfaffenhütchenfrüchte.

Infos zum Pfaffenhütchen:

21 Bockkäfer, Rüsselkäfer, Wanzen, Blattwespen, Blattläuse, Kleinschmetterlinge sind auf das Pfaffenhütchen angewiesen (Auf bestimmte Gehölzarten angewiesene Insekten (Bockkäfer, Rüsselkäfer, Wanzen, Blattwespen, Blattläuse, Kleinschmetterlinge; nach Wölfer u.a. 1981, verändert))

24 heimische Vogelarten fressen die Früchte vom Pfaffenhütchen (Anzahl fruchtfressender Vogelarten in einheimischen und Fremdländischen Gehölzen. Nach Kowarik 1986 und Witt 1991.)

14 Säugetierarten, die Früchte, Blätter, Triebe und andere Teile der aufgeführten Gehölze verzehren (Anzahl der Säugetierarten, die Früchte, Blätter, Triebe und andere Teile der aufgeführten Gehölze verzehren – nach Witt 1991)

Fortsetzung vom Schnitt folgt.

Fazit: traut euch ruhig zu schneiden!

Was man wissen sollte, ist: wann blüht der Strauch? Blüht er am einjährigen oder zweijährigen Holz? Am besten recherchieren. Ich habe ein Schnittbuch, das ich immer zurate ziehe.

„Vernachlässigte Exemplare reagieren gut auf einen Verjüngungsschnitt“ – das lese ich gern!

Am einfachsten ist es meiner Meinung nach, sofort nach der Blüte zu schneiden. Je später, umso mehr bilden sich wieder neue Triebe, die blühen werden. Im schlechtesten Fall hat man im Jahr nach dem Schnitt keine Blüte. So geschehen beim Bauernjasmin in meiner Duftecke im Garten. Habe ich aber bewusst in Kauf genommen. Schnittbilder werden folgen, 2025, wenn er wieder blüht.

Alles Liebe, eure Karin!

(c) Fotos und Text: Karin Kurzmann