Vielfalt ist das Gegenteil von Monotonie.

Monotonie herrscht in Gärten vor, wo nur Rasen, Sträucher (oft nicht einheimisch) und Thujen vorherrschen und als Tiere hauptsächlich Ameisen vorhanden sind. Diese Gewächse und Tiere stehen jedoch in keinerlei Beziehung zueinander. Es gibt kaum Vernetzung zwischen ihnen.

 

Vielfalt jedoch besteht dann, wenn es eine Blumenwiese, Totholz und einheimische Sträucher gibt – denn diese stehen in vielfältiger Beziehung zueinander durch Käfer, Schmetterlinge, Ameisen, Vögel und andere Insekten.

Der englische Rasen ist in sich geschlossen, er bietet kein System und hat keinerlei Beziehung zu einem anderen Gartenteil. Weder zu Pflanzen noch zu Tieren.

Mit einer bunten Blumenwiese, auf der Flockenblumen, Disteln, Kornblumen, Mohn und vieles mehr blühen dürfen, besteht eine vielfältige Beziehung zu Vögeln und Insekten. Vögel und Insekten verbreiten Samen und bestäuben Blüten, so stellt sich bald ein funktionierendes System ein.

Wie kommt man also zu Vielfalt? Man muss weg vom eintönigen englischen Rasen hin zu Blumenwiesen, heimischen Sträuchern, Totholzhecken und wilden Ecken mit zum Beispiel Brennesseln. Sobald das System funktioniert, stellt sich ein Gleichgewicht ein und eine Belastung durch Schädlinge wird minimiert. Blattläuse stellen kein Problem mehr dar, denn sie sind wichtiges Futter für die Marienkäfer und Schwebfliegen sowie deren Larven. Keine Läuse – keine Marienkäfer, keine Schwebfliegen. Schwebfliegen sind nicht nur wunderschön anzuschauen, sie gehören zu den Bestäubern, der wichtigsten Insektengruppe überhaupt.

Eine Hainschwebfliege auf unserem Lavendel.

 

Ihr müsst euch einen Garten wie ein Netz mit vielen Knoten vorstellen.

Ein Gartennetz, das nur Rasen, gefüllte Rosen, Thujenhecken, Forsythien und Ameisen aufweist, hat ganz wenige Knoten – denn diese stehen in keiner Beziehung zueinander.

Ein Gartennetz, das wilde Blumen, heimische Sträucher mit nektarhältigen Blüten für Insekten und Früchte für Vögel,  magere Flächen, wilde Ecken für Brennesseln und Disteln, heimische Stauden, Laubhaufen, Totholzhaufen oder -hecken, Steinhaufen oder –pyramiden aufweist, besitzt ganz viele Knoten, die alle zueinander in Beziehung stehen.

An diesen Brennesselblättern haben sich schon ein paar Raupen sattgefressen und können zu Schmetterlingen heranwachsen.

Wir können in unseren Gärten nicht die gesamte Natur nachbauen, das ist klar. Aber wir können dafür sorgen, dass auf den paar Quadratmetern, über die wir für einige Zeit ein Verfügungsrecht haben, so viel wie möglich an Vernetzung entsteht, und das können wir steuern, indem wir Stück für Stück umgestalten oder auch einfach nur verbessern. Möglicherweise gibt es schon ein paar heimische Sträucher, vielleicht wuchert wo eine bis dato ungeliebte wilde Ecke, die erst jetzt ihren genialen Nutzen offenbart.

Schmetterlinge – alle lieben sie, alle sehen sie gerne in ihrem Garten. Aber niemand denkt daran, dass der Schmetterling zuerst eine Raupe ist. Und diese Raupen brauchen spezielle Futterpflanzen, damit sie sich satt fressen und zum Schmetterling werden können. Nicht umsonst heißt das nette Kinderbuch „Die kleine Raupe Nimmersatt“! Einem Teil der Raupen geben wir mit Brennesseln ihr lebensnotwendiges Futter.

Das ist ein Weißfleckwidderchen, diesen Schmetterling haben wir 2018 das erste Mal in unserem Garten beobachten können. Seine Raupenfutterpflanzen sind unter anderem: Spitzwegerich und gemeines Labkraut. Labkraut haben wir zufällig im Garten, es hat sich selbst angesiedelt. Wir haben es ein paar Mal ausgerissen, bis wir nachgeforscht haben, was da wächst: das Gemeine Labkraut. Ein Jahr, nachdem wir es stehen ließen, war das Weißfleckwidderchen da. Unglaublich, nicht wahr?

Marienkäfer – ein Glücksbringer! Das stimmt sogar! Denn die Larven der Marienkäfer und die Marienkäfer selbst fressen Blattläuse für ihr Leben gern! Deshalb dürfen wir die Blattläuse nicht mit Chemie bekämpfen. Marienkäfer überwintern nicht in den putzigen Zimmern in Insektenhotels. Sie überwintern in Laubhaufen. Wenn ihr also im Herbst ganz locker bleibt und den Garten nicht so aufräumt wie euer Wohnzimmer und das Laub liegen lasst, dann werdet ihr im nächsten Jahr viele Marienkäfer und viele Larven haben, denn die Käfer überwintern im Laubhaufen.

Mehltau – jeder Gärtner wird nervös, wenn er ihn sieht. Wusstet ihr, dass die Larven des Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfers für ihr Leben gern Mehltau fressen?

Das ist die Larve des Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfers. Wir haben sie 2018 zum ersten Mal im Garten entdeckt!

Schneckenhäuser – wusstet ihr, dass es Wildbienen gibt, die ihre Nester in leeren Schneckenhäusern anlegen? Es ist die Schneckenhaus-Mauerbiene. Also leere Schneckenhäuser einfach liegen lassen. Vielleicht zieht schon bald jemand ein!

Kreisrunde Löcher in Blättern? Keine Sorge – hier war die Blattschneiderbiene am Werk, die ihre Niströhren mit kleinen Blattstückchen austapeziert – wieder ein Zeichen für Vielfalt!

Die Blattschneiderbiene hat aus diesem Rosenblatt ein Stückchen ausgeschnitten – für ihre „Tapete“ 🙂

Lasst euch nicht von einer gelb blühenden Wiese täuschen – was hier blüht, ist meistens Löwenzahn. Die Blüten sind auch reich an Nektar, keine Frage. Aber im Prinzip ist es Monotonie, die hier herrscht.

Eine artenreiche Blumenwiese kann nur auf mageren, also nicht gedüngten, Flächen entstehen.

Auf einer gedüngten Wiese, wo der Löwenzahn blüht, können im besten Fall maximal um die 90 Arten gedeihen.

Auf einer mageren Wiesenfläche, feuchten Flächen, trockenen Flächen, können bis zu 1400 Arten gedeihen!! Und das ist dann Vielfalt.

Es gibt Wildbienen, die auf eine ganz bestimmte Pflanzenart spezialisiert sind, zum Beispiel die Natternkopfmauerbienen. Sie brauchen unbedingt den Natternkopf, um weiter bestehen zu können. Löwenzahn nützt ihnen gar nichts.

Das ist die Glänzende Natternkopfmauerbiene auf einer Natternkopfblüte.

Wusstet ihr, dass eine einzige Klatschmohnblüte bis zu 2,5 Millionen Pollenkörner produziert? Beobachtet einmal am Vormittag diese Blüten. Ihr werdet überrascht sein, wieviel Leben dort herrscht.

Zwei Schwebfliegen auf einer blassroten Klatschmohnblüte.

Habt ihr schon einmal beobachtet, ob an euren Ranunkelsträuchern mit gefüllten Blüten Insekten zu sehen sind? Nein – ganz bestimmt nicht. Denn diese Blüten sind steril. Sie sehen aus, als ob sie die Insekten mit einer Menge an Nektar versorgen könnten, tun es aber leider nicht. Es ist genauso, als würde hier ein Plastikstrauch stehen. Das Gleiche gilt für die Forsythie.

 

Welche Unterschiede bestehen denn nun zwischen heimischen und nicht heimischen Gehölzen?

Hier ein paar Beispiele:

Auf bestimmte heimische Gehölzarten angewiesene Insekten (Bockkäfer, Rüsselkäfer, Wanzen, Blattwespen, Blattläuse, Kleinschmetterlinge)

Salweide – 213 Insekten

Weißdorn 163 Insekten

Schlehe 137 Insekten

Haselnuss 112 Insekten

Rosen 103 Insekten

 

Pollen sammelnde Wildbienen

Salweide  34 Wildbienenarten

Brombeere 26 Wildbienenarten

Schlehe 18 Wildbienenarten

Kulturapfel 17 Wildbienenarten

Zweigriffeliger Weißdorn 16 Wildbienenarten

Feldahorn 16 Wildbienenarten

Bergahorn 15 Wildbienenarten

Vogelkirsche 15 Wildbienenarten

Birne 12 Wildbienenarten

Stechpalme 11 Wildbienenarten

Heckenrose 10 Wildbienenarten

 

Anzahl fruchtfressender Vogelarten in einheimischen und Fremdländischen Gehölzen.

Einheimische Gehölze – Anzahl fruchtfressender Vögel

Eberesche – 63 Vogelarten

Schwarzer Holunder 62 Vogelarten

Vogelkirsche 48 Vogelarten

Traubenholunder 47 Vogelarten

Waldhimbeere 39 Vogelarten

Faulbaum 36 Vogelarten

Wilde Rote Johannisbeere 34 Vogelarten

Fremdländische Gehölze – Vogelarten

Weißer Hartriegel – 8 Vogelarten

Mahonie 7 Vogelarten

Bastard-Mehlbeere 4 Vogelarten

Eschenahorn 4 Vogelarten

Kirschlorbeer 3 Vogelarten

Lavalls-Weißdorn 3 Vogelarten

Gelbholziger Hartriegel 2 Vogelarten

Essigbaum 2 Vogelarten

Weigelie 1 Vogelarten

 

Anzahl der Säugetierarten, die Früchte, Blätter, Triebe und andere Teile der aufgeführten Gehölze verzehren

Wildapfel – 35 Säugetiere

Haselnuss 33 Säugetiere

Eberesche 31 Säugetiere

Wildbirne 29 Säugetiere

Heckenrose 28 Säugetiere

Preiselbeere 26 Säugetiere

Heidelbeere 25 Säugetiere

Buchsbaum 1 Säugetiere

 

Sorgen wir also gemeinsam für mehr Vielfalt! Auf meiner Homepage zeige ich euch, wie es geht!

Ich freue mich, wenn ihr mitmacht und so aktiv etwas gegen das Insektensterben und das damit verbundene Vogelsterben tut!!!

Ein Blutspecht hat sich 2018 erstmals bei uns eingefunden. Er kraxelt auf dem Birnbaum herum.