Frühherbst – nach dem phänologischen Kalender

Wie erkennt man den Frühherbst? Sogenannte „Zeigerpflanzen“ zeigen das an: der schwarze Holunder wird reif, ebenso die Haselnüsse. Birnen und Zwetschken kann man auch schon ernten. Herbstzeitlose blühen. Das war wirklich witzig: während ich da am Laptop sitze und schreibe, höre ich immer ein Geräusch neben der Terrasse. Es gedauert, bis mir klar war, was das war: die Haselnüsse fallen zu Boden, denn neben der Terrasse ist ein großer Haselnussstrauch. Passt also perfekt: Zeigerpflanze Haselnuss ist reif.

Es ist ganz eindeutig: auch in Kärnten ist es jetzt Frühherbst.

Kommt mit auf einen Rundgang durch den Kärntner Naturgarten:

 

2,50 m hoch sind sie ungefähr und schauen herrlich aus! Hummeln sind noch unterwegs, sie lieben die Sonnenblumen.

Es blüht nicht mehr so viel im beginnenden Herbst. Ihr müsst euch das jetzt einfach vorstellen 🙂

Gehen wir doch einmal so kreuz und quer durch den Garten… er ist ca. 1.200 qm groß. Da gäbe es seeeehr viele Fotos. Ich habe mich eh eingeschränkt 😉

Das gefleckte Lungenkraut hat sich selber ausgesät, eigentlich haben wir es vis-a-vis vom Weg gesetzt. Heute entdecke ich eine schöne Pflanze auf der anderen Seite. Das wird besonders die Hummeln freuen.
So sieht das wertvolle Lungenkraut aus, wenn es blüht. Es zählt zu den Frühblühern und ist wertvolles erstes Futter, z.B. für die jungen Hummelköniginnen, die dringend Nahrung brauchen, um einen Staat zu gründen. Auch die Mauerbienen, die schon früh schlüpfen, kommen gerne zum Lungenkraut, wenn die Blühzeit grad passt. Lungenkraut ist auch schattenverträglich, braucht kaum Sonne und vermehrt sich gerne. Eine ideale Pflanze/Staude für den Naturgarten!
Und weil wir grad bei den Wildbienen sind (Hummeln sind Wildbienen, sie sind die bekannteste Art), hier seht ihr die Wildbienennisthilfe vom naturschutzcenter.de. Sie ist aus Buchenholz und wird gut angenommen. Letztes Jahr hat eine in Österreich bzw. in Europa neue Wildbienenart sie entdeckt: die Asiatische Mörtelbiene.
Sie haben dieses Jahr auch genistet und ihre Verschlüsse sehen, nun, bei aller Freundschaft, doch recht schlampig aus 😉 Sie verschließen interessanterweise mit 2 Arten: Harz (vermutlich vom nahen alten Kirschbaum) und mit Sand, den sie zu einer Art Mörtel verarbeiten. Die ganze Nisthilfe ist mit dem Harz verpickt. Ich habe auch beobachtet, wie eine Mörtelbiene der anderen Harz aus dem Loch geklaut hat. Zwischen den Weibchen laufen da ganz schöne Kämpfe um die NIströhren ab.
Das ist ein Weibchen der Asiatischen Mörtelbiene. Die Öffnung ist 9 mm groß, daran erkennt man, wie groß sie ist. Die Männchen sind kleiner und lassen sich gar nicht auf den Nisthilfen nieder. Wenn ihr genau schaut, seht ihr, dass aus der Röhre auch ein Weibchen rausschaut. Die beiden kämpfen um diese Niströhre. Für die aktuelle Forschung habe ich 2 Bienen eingefroren und bringe sie demnächst ins Forschunglabor, damit sie genetisch analysiert werden können.

 

Rechts von der Nisthilfe steht ein großer Tomatentopf. Die ersten sind reif. Das wird bestimmt ein Schmaus!
An der Hauswand wächst eine alte rote Kletterrose. 2016 hab ich sie stark zurückgeschnitten (nachdem ich einen Rosenschnittkurs gemacht habe). Sie hat grandios ausgetrieben. Ich muss wieder zurückschneiden. Grad vorhin, beim Betrachten, dachte ich mir, hier gehört ein Rosenbogen hin, damit ich sie schön lenken kann.
Wenn man auf der Terrasse sitzt, sieht man die Blüten da am Ende des Triebes. Als würde sie neugierig schauen, was es Neues gibt. Ja, eine neue Terrasse, liebe Rose 🙂
Vor 3 Wochen habe in versucht, ein Beet zu „roden“, eins im „Urwald“…. Besonders gestört hat mich die Mahonie, sie ist ein invasiver Neophyt und steht auf der Liste, auf der Grauen Beobachtungsliste. Diese Liste heißt: „Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen“. Wie man sieht, ist es mir nicht gelungen, alles auszugraben. Zumindest 2 Triebe sind schon wieder da.

Zu den Invasiven Neophyten ist zu sagen, dass es keine einheimischen Pflanzen sind, also nicht in der für Insekten wichtigen Kategorie heimisch und deshalb weniger nützlich. Für Generalisten, wie die Honigbiene, die alles nimmt, was ihr vor den Rüssel kommt, kein Problem. Für spezialisierte Wildbienen und andere Insekten sehr wohl ein Problem. Den invasiv bedeutet in diesem Fall, dass diese Exoten die heimische Pflanzenwelt verdrängen, weil sie sich unkontrolliert ausbreiten. (Diese Liste wurde vom Bundesamt für Naturschutz Bonn, vom Institut für Ökologie Berlin und vom Umweltbundesamt, Abt. Biologische Vielfalt und Naturschutz, Wien, herausgegeben).

Zwei Beispiele, die ich gestern beobachtet haben, sind das Drüsige Springkraut und die Kanadische Goldrute. Kilometerlang habe ich sie auf der Fahrt durch die Steiermarkt links und rechts der Bundes- und Schnellstraßen gesehen. Heimische Pflanzen haben da keine Chance mehr.

HIER geht es zu einem Beitrag über die Invasiven Neophyten, für jene, die mehr darüber wissen wollen.

Dieses rosa blühende vollkommen gefüllte Seifenkraut ist auch nutzlos, sie sieht ja hübsch aus und duftet ein bisschen, aber sie ist steril. Null Pollen, null Nektar. Sie vermehrt sich über die Wurzelausläufer, und nicht zu knapp. Die wird auch radikal entfernt. Ich habe sehr viele ausgerissen, die hab ich übersehen, oder ich hatte schon genug vom Ausgraben…

Meinen Beitrag über gefüllte und ungefüllte Blüten findet ihr HIER.

Das ist eine Palmlilie, Altlast, wenn man so will. Die Blüten sehen hübsch aus, sie werden auch angeflogen. Die Pflanze ist aber nicht heimisch. Nur für die Generalisten interessant, also jene, die einfach alles nehmen, was ihnen an Nektar unter ihren Rüssel oder die Zunge kommt… Außerdem haben wir voll Erstaunen festgestellt, dass diese langen, spitzen Blätter überhaupt nicht zum Rest des Gartens passen. Sie wirken total exotisch. Was sie ja auch sind. Heute haben 2 größere Pflanzen davon unseren Garten verlassen. 11 sind noch immer da…..
Im Gemüsebeet geht´s auch wild her. Grad noch 3 Cosmeenpflanzen sind da. Vor ein paar Jahren hatten wir ein ganzes Feld, die Stieglitze stürzen sich auf die Samen. Mir gefallen sie so gut, sie wirken auf mich wie große Gänseblümchen. Cosmeen sind nicht heimisch.
Besonders die weißen Cosmeen wirken auf mich wie große Gänseblümchen. Die Cosmeen sind so typische Bauerngartenpflanzen.
Im Gemüsebeet und im wilden Beet wächst so einiges, Natternkopf, viele Nachtkerzen (für die Nachtfalter und die Nachtfalter für die Fledermäuse), Stockrosen, Wilde Karden, Sonnenblumen, Färberkamille, Apfelminze, Zitronenmelisse, Königskerzen, Moschusmalve, Ringelblumen, Cosmeen, usw.

 

HIER geht es zu Fotos vom wilden Beet 2018.

Im Hintergrund vor den beiden Beeten seht ihr einen weißen Hibiskus. Der wird uns auch irgendwann verlassen.
Der Fünffingerstrauch blüht grad.
Das wilde Beet im Überblick.
Links der Hibiskus, rechts ein Pfirsichbaum und viele Kräuter und Salate, Bohnen, Kürbis usw.
Die Eberraute gedeiht hier so gut, unter dem Pfirsichbaum. Die duftet so herrlich, wenn man an den Blättern/Nadeln (?) reibt. Wie die Colaflascherl. Nicht umsonst sagt man Colastrauch zu ihr.
Hinter uns liegen die beiden Beete, Gemüse und das wilde, und vor uns seht ihr den Rosenbogen und den Rindenmulchweg. Den Rosenbogen haben wir mit selbst gezogenen Ablegern unserer Ramblerrose Veilchenblau bepflanzt. Sie hat heuer das erste Mal geblüht.
Sie rankt sich jetzt schon hinauf, hier seht ihr die kleinen Hagebutten, die sich gebildet haben.
So sieht die Veilchenblau aus, wenn sie blüht. Das Foto hab ich aber im Hortus Girasole aufgenommen, dort wuchert sie an unserem Rosenbogen.
Die Äpfel sind teilweise schon reif, viele sind vom Baum gefallen. Im Hintergrund seht ihr das „Mauerbeet“, es ist ein Magerbeet mit Sand gefüllt, für bodennistene Wildbienen und Grabwespen, einen Keller hat es auch, für Kröten, Schnecken, Molche usw., außen ist eine Trockensteinmauer, am Ende eine Sonnenfalle für sonnenliebende Pflanzen. Erdbeeren, die man dort setzt, sollen ganz besonders gut schmecken. (Noch nicht für Sie getestet 😉 )
Das ist unser „Kronprinz Rudolf“-Apfelbaum. Die sind so gut!!! Er trägt viel dieses Jahr. Auf diesem Baum sitzt der Buntspecht gern und klopft Insekten aus dem Stamm.
Das Mauerbeet, dort haben wir einen „Gute Luise“-Birnbaum gesetzt. Viele Königskerzen und Wilde Karden blühen dort.
In dem Sand fühlen sich viele Pflanzen wohl. Man muss aufpassen, dass nicht alles zugewuchert wird. Wegen der Bienen und Grabwespen. Im Vordergrund Rosetten von Natternkopf und Nachtkerze.
Das ist die Sonnenfalle aus Steinen, drunter ist der Kröten/Eidechsenkeller.

HIER geht es zur Baudoku von diesem Mauerbeet.

Achtung Baustelle!! Hier wird schon wieder gegraben…..
Das wird ein Sandarium. Ursprünglich stand hier eine sterile und völlig nutzlose Forsythie. Wir haben sie ausgegraben, kurz darauf kamen schon Wildbienen und haben genistet. Also Baustoff bzw. kein Zuschütten der Grube mehr. Wir nahmen das als Zeichen und machen dort jetzt ein Sandarium. Es ist noch in Bau und noch nicht fertig. Natürlich wird es eine Bau-Fotodokumentation geben.
Das ist unser neues Sandarium im Hortus Girasole. Tief gegraben, Drainage aus zerbrochenen Ziegeln, Steine und Sand oben. Kaum fertig, war die erste Grabwespe schon da.

HIER geht es zur Baudoku vom neuen Sandarium.

Das Dickicht….. eine Tamariske beschattete eine große Fläche, wir haben sie zurückgeschnitten, massiv. Sie blühte trotzdem dieses Jahr.
Hier war einmal ein Teich, der schon lange undicht war, kein Wasser mehr drin. Dem Schilf machte das nichts aus, es wucherte weiter. Steine aus dem Teich wurden in dem Mauerbeet verbaut, Pflanzen herausgenommen, gelbe Schwerlilien, und mit dem Aushub vom neuen Sandarium zugeschüttet. Es hat sich ein neuer Weg ergeben. Der neue Teich kommt an eine andere Stelle. Gleich neben dem wilden Beet.
Unser Natternkopffleck. Er blüht noch ein bisschen, aber es sind trotzdem noch einige Hummeln und Honigbienen drauf unterwegs.
Hummelchen im Blütenanflug.
Gelb eingeringelt eine Hummel, rot eingeringelt eine Honigbiene.

Details zum Natternkopf HIER.

Ach ganz vergessen, ein Kürbis im Gemüsebeet. Die Zeit der Kürbiscremesuppen naht… am besten mit einem Löffel Rahm oben drauf, Kürbiskernen (geröstet!) und Kürbiskernöl. Das wird ein Fest!
Das ist unsere Wildsträucherhecke, als Unterteilung für 2 Gartenzimmer. Hauptsächlich Schlehen vom Niederösterreichischen Heckentag haben wir hier gepflanzt. Unten haben wir eine Storchschnabelart gepflanzt, Ableger vom Hortus Girasole, der wächst einfach überall kommt uns vor…. und Rosetten der Wilden Karde sieht man auch schon.
Im Urwald wächst diese hübsche rosa Rose. Sie ist teilweise gefüllt, ich sehe keine Insekten drauf….schade…
Hier seht ihr die gelbe ungefüllte alte Rose im Garten. Sie wird heftigst umschwärmt und angeflogen. Im Bild eine Honigbiene.
Tja, eine Weigelie ist auch noch da. Sie fungiert im Moment als Stütze für den Weinstock. Weigelie ist ein Exot, nicht nüztlich für die heimische Tierwelt. Die Blüten sehen hübsch aus, ich glaube nicht, dass Insekten dran waren, sie sind braun, hängen runter, vertrocknet, keinerlei Früchte bzw. Samen drauf. Also keine Bestäubung, meiner Meinung als Nichtbotanikerin, Nichtspezialistin, nach.
In dieser Gartenecke wächst die berühmte Kärntner Weintraube. Ein paar Beeren sind noch drauf, die Rosinen gehören den Vögeln, die Trauben auch, wir haben keine geerntet, waren nicht zur richtigen Zeit da.
Wir haben 3 Quittensträucher im Garten! Einmal hab ich Quittenmarmelade ausprobiert, mir schmeckt sie! Dieses Mal probiere ich Quittensaft mit dem Dampfentsafter aus. Ich bin gespannt!
Die zweite Quittensorte.
Und der dritte Quittenstrauch.
So blühen die Quitten. Wunderschön!
Die Hagebutten werden langsam rot. Nach dem ersten Frost kann man sie dann „auszuzeln“ 🙂
Ein alter Birnbaum ist da und trägt auch schön.
2. Birnbaum, vom Birnengitterrost befallen. Trotzdem trägt er tapfer seine Birnen.
3. Birnbaum, alter Birnbaum. Mir fällt grad auf, dass wir ja eine Gute Luise gesetzt haben, also sind es jetzt insgesamt 4 Birnbäume. Dieser hier ist weniger vom Birnengitterrost befallen.
Unser Waldbeet, unter den hohen Bäumen. Da kommt kaum Regen durch, das merkt man deutlich. Nur wenige Pflanzen vertragen das. Man müsste ständig gießen, was wir nicht können und wollen. Katzenminze gedeiht aber sehr gut, wie man sieht. Also wird es vielleicht letzendlich ein Katzenminzenbeet sein, denn diese wird heftig umschwärmt von Insekten.
Blick auf unser Vogelparadies, mit stacheligen Pflanzen bepflanzt, zusätzlich zu denen, die schon da waren. Mit einer großen Totholzhecke eingerahmt. Beim Rosenschnitt lege ich die Rosenranken alle obendrauf, damit die Katzen nicht hineinkönnen in das Vogelparadies. Wir stellen uns vor, dass sie dort ungefährdet nisten können.
Mit diesem Stockrosenbild vom 29.7.2020 (also ein bisschen geschummelt mit den blühenden Stauden 😉 ) verabschiede ich mich von euch und beende den Rundgang 🙂 Weil ja grad so wenig blüht…

Ich hoffe, es hat euch auch ohne so viele Blüten gefallen, diesen Rundgang zu machen!

Herzliche Grüße aus Kärnten! Karin und Robert

(c) Fotos und Text: Karin Kurzmann, Fotos aufgenommen im Hortus Girasole, dem Garten der Sonnenblume in Niederösterreich (blühende Veilchenblau, blühendes Lungenkraut, Sandarium) und dem Hortus Vespertilio, dem Garten der Fledermäuse, in Kärnten.