Regenwürmer vertilgen zwar keine Schädlinge, aber sie sind ein unersetzlicher Teil im Ökosystem der Erde. Sie tragen unglaublich viel zur Bereicherung der Humusschicht und damit zu gesundem, widerstandsfähigem Pflanzenwachstum bei.

Was tun unsere Untermieter für uns?

  • Sie sind „kleine Ackerbauern“, die den Boden metertief durchgraben. Sie fressen ihr ganzes Leben lang Erde und organische Abfälle und scheiden sie wieder als fruchtbare Erde aus. Ihr ganzer Körper ist ein einziger Darmkanal.
  • Sie sind ein Bioindikator. Sie reagieren auf Belastungsfaktoren.
  • Sie durchlüften den Boden und lockern ihn auf.
  • Sie bündeln das Nährstoffangebot im Boden. Sie zerlegen Bodenstoffe so, dass die Pflanzen diese leichter aufnehmen können und sind so wichtige Bodenverbesserer. Der Kot wird entweder als Häufchen ausgeschieden oder zum Austapezieren der Wurmgänge verwendet. Pflanzenwurzeln nehmen diese vorbereiteten Gänge gerne an und profitieren so unmittelbar von den wertvollen Nährstoffen.
  • Sie verbessern die Wasserhaltefähigkeit des Bodens und tragen so zum Schutz vor Hochwasser bei, weil die Niederschläge besser versickern. Das Wasser steht den Pflanzen auch länger zur Verfügung, sodass sie Dürrezeiten leichter überstehen.
  • Regenwürmer sind grandiose Umweltschützer, denn sie sorgen dafür, dass wir keine Dünger brauchen und kein Gift ausstreuen müssen!
  • Sie sind Klimaschützer. Denn Regenwürmer speichern CO2 im Boden.
  • Und nicht zuletzt sind sie wertvolle Nahrungsgrundlage für andere Tiere. Sie bieten pures Eiweiß ohne lästige Knochen. Wer hat sie zum Fressen gern? Marder, Maulwürfe, Igel, Spitzmäuse, Erdkröten, Frösche, Feuersalamander, Blindschleichen, Hundertfüßer, Ameisen, Laufkäfer, Füchse, Dachse, Schlingnattern, Vögel.
  • Maulwürfe legen sich Regenwurmvorräte an. Um sie am Davonkriechen zu hindern, beißen die Maulwürfe die Regenwürmer häufig ins vordere Ende. Die Würmer sind noch lebens-, aber bewegungsunfähig. Der Maulwurf deponiert sie dann als Vorrat (zum Beispiel für die Wintermonate) unter der Erde.

 

Wie sorgt ihr dafür, dass Regenwürmer bei euch im Garten bleiben und sich vermehren?

  • Umweltbedingungen optimieren: Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel
  • Komposthaufen anlegen oder andere Komposter aufstellen. Wichtig: die Unterseite muss eine Verbindung zum Boden haben, damit die Würmer zuwandern können.
  • Besondere Leckerbissen für unsere „Haustiere“ sind übrigens Lauch- und Zwiebelreste, Kaffeesatz, Obsttrester und feuchte, zerkleinerte Wellpappe. Wir haben bemerkt, dass die Zahl der Kompostwürmer unglaublich angestiegen ist, als wir öfter Kaffeesatz auf den Kompost gegeben haben. Ich sage immer, wenn ich mit Kaffeesud zum Kompost rausgehe: jetzt binden sie sich wieder die Servietten um. Ihr Lieblingsessen kommt 🙂
  • Futter in Form von Mulch (z. B.: Grasschnitt) und Kompost zur Verfügung stellen.
  • Außerdem nicht umgraben und die Beete im Herbst nicht abräumen.
  • Manchmal findet man geschwächte Regenwürmer auf dem Asphalt liegen. Sie sollten auf jeden Fall gerettet werden! Wenn sich der Regenwurm nicht mit den Fingern fassen lässt, einfach ein dünnes Stäbchen, einen Bleistift oder ein ähnliches Werkzeug unter den Regenwurm durchschieben, dann kann man ihn leicht aufheben und zurück zum offenen Boden bringen. Regenwürmer, die schon ziemlich vertrocknet aussehen, sich aber noch bewegen, kann man ins Wasser geben oder abwaschen. Regenwürmer atmen über die Haut und vertrocknen daher nicht, sondern ersticken. Wenn man sie wieder befeuchtet, kann man sie oft noch retten!
  • Also: seinen Garten als Hortus bewirtschaften, dann kommen sie und bleiben! 🙂

 

Französische Bauern pflegten früher zu sagen: „Der liebe Gott weiß, wie man fruchtbare Erde macht, und er hat dieses Geheimnis den Regenwürmern anvertraut“.

Ich ziehe den Hut vor meinen fleißigen Mitarbeitern!

Alles Liebe, eure Karin vom Hortus Girasole!

Titelbild: Regenwurm im Hortus Girasole in Niederösterreich.

Quellen:  Der BIO-GARTEN von Marie-Luise Kreuter, Biorama: Das Wunder Wurm, Wikipedia, Regenwuermer.info.

 

Für die Interessierten unter euch noch ein wenig Wissenswertes über die Regenwürmer:

Für uns Gärtner sind in unseren Breiten zwei Gruppen von Bedeutung:

Die Mistwürmer, die man auch Kompostwürmer nennt – Eisenia foetida – sind die in Europa verbreitetsten Arten der Regenwürmer (Lumbricidae). Sie kommen hauptsächlich unter verrottenden Pflanzen, zum Beispiel in Kompost– und Misthaufen, vor, aber auch in Wiesenböden ist er häufig. Er kommt auch in der Wurmkompostierung zum Einsatz.

Und die Ackerregenwürmer – Lumbricus terrestris. Der Gemeine Regenwurm (Lumbricus terrestris), auch Tauwurm oder Aalwurm genannt, ist die bekannteste und eine der häufigsten und größten Regenwurmarten Europas.

Sie werden in drei Gruppen eingeteilt. Die einen graben senkrecht, die anderen waagrecht und die dritte Gruppe gar nicht. Die drei Gruppen haben außerdem jeweils sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Funktionen im Ökosystem:

Die senkrecht grabenden Würmer höhlen sich stabile Röhren aus, die ein Leben lang als Wohnung dienen sollen. Sie ernähren sich hauptsächlich von abgestorbenem Pflanzenmaterial (Grasschnitt, Laub, Stroh, etc.), das sie in ihre Gänge ziehen, dort verrotten lassen und erst anschließend auffressen. Ihren Kot geben sie teilweise an der Oberfläche ab (Regenwurmhäufchen).

Die waagrecht Grabenden besitzen keine stabilen Röhren, sie graben und füllen die Röhren gleich wieder mit ihrem Kot auf. Sie graben sich hauptsächlich durch die Hauptwurzelzone (ca. 20 cm tief) und fressen bereits zersetztes organisches Material (z.B. abgestorbene Pflanzenwurzeln).

Vertreter der dritten Gruppe sind kleingewachsene, aber agile Würmer, die nur in der Streuschicht, also an der Oberfläche leben. Man findet sie daher im Wald (Laubstreu) oder auf einem Kompost oder Misthaufen. Daher der Name Kompostwurm!

Familie Regenwurm (Lumbricidae)

Regenwürmer kommen auf allen Kontinenten, außer der Antarktis vor. Im deutschsprachigen Raum leben zwischen 46 und 60 Arten.

Sie werden zwischen 3 und 8 Jahre alt.

Regenwürmer sind Zwitter. Sie kommen in feuchten Nächten aus ihren Erdröhren, umarmen sich lange im Schutz der Dunkelheit und befruchten sich gegenseitig. Dann verschwinden sie wieder in der Erde und legen dort ihre Eier in einem Kokon ab. In diesem Kokon reifen in den Eiern die Regenwurmbabys heran und können je nach Regenwurmart bereits nach ca. sechs Wochen schlüpfen. Dabei müssen sie erst aus dem Ei und dann auch noch aus dem Kokon schlüpfen. Kompostwürmer sind dann bereits nach fünf bis sechs Wochen wieder geschlechtsreif.

Die meisten Regenwürmer leben natürlich in der Erde, aber es gibt auch Arten, die auf Bäumen, teilweise im Wasser oder in der Laubstreu leben.

Regenwürmer generell ziehen eine feuchte und dunkle Umgebung vor. Sie kommen nur an die Erdoberfläche, wenn es Nacht und dementsprechend feucht ist. Sobald es hell wird, verschwinden die Würmer wieder in der Erde. Sie sind also nachtaktiv.

In Mitteleuropa verbringen Regenwürmer den Winter in 40 bis 80 cm Bodentiefe, und zwar in einer Art Kältestarre. Unter Baumstümpfen, Steinen, Komposthaufen oder anderen wärmespeichernden Strukturen finden sich oft ganze Kolonien zusammengerollter Würmer.

Die größte Gefahr für Regenwürmer ist die Sonne: sie sterben rasch im tödlichen Licht, da es ihre Blutsubstanz zersetzt.

Sie sind keine Einzelgänger, sondern bevölkern die gute Erde in Scharen. In einem Hektar Gartenboden können 80.000 bis 130.000 dieser Tiere leben. Sie bringen es auf ein Gewicht von 6-8 Zentnern. In einem Hektar Ackerboden wiegen die gesammelten Regenwürmer so viel wie eine Kuh. Deshalb nennt man sie auch die Kuh im Acker. Diese kleine unterirdische Herde setzt in einem Jahr das 70fache ihres eigenen Gewichtes in feinsten, fruchtbaren Humus um.

Regenerationsvermögen und Selbstverstümmelung

Regenwürmer verfügen über ein beachtliches Regenerationsvermögen: Nach einer Durchtrennung ist es ihnen möglich, ihr hinteres Ende wieder auszubilden. Dass zwei lebende Würmer entstehen, wenn man einen Wurm in der Mitte durchtrennt, ist allerdings ein Mythos.
Immer dann, wenn ein Fressfeind sie am Hinterleib gepackt hat, entscheiden sie sich zur Selbstverstümmelung (Autotomie). Dabei werden Segmente als Opfergabe am hinteren Ende abgeschnürt, der restliche Körper kann sich durch Flucht dem Todesschicksal entziehen.

Pflanzen würden Regenwurmhumus essen

Regenbogenhumus ist der Kot der Regenwürmer und der natürlichste Pflanzendünger der Erde. Er stellt nicht nur alle wichtigen Haupt- und Spurennährstoffe zur Verfügung, sondern enthält auch Botenstoffe, die zum Beispiel die Keimung oder das Wurzelwachstum anregen. Er speichert Wasser und durch seine unregelmäßige Form sorgt er auch für genügend Luftporenvolumen. Im Regenwurmhumus vermischen sich organische Bestandteile und mineralische Bodenteilchen zusammen mit den Verdauungssekreten zu feinsten dauerhaften Krümeln. Einen preiswerteren Düngerfabrikanten kann sich kein Gärtner wünschen.

Regenwürmer auf dem Balkon

Die Kompostierung in einer Wurmkiste ist auch was für Stadtbewohner, denn sie ist eine geruchsfreie Möglichkeit, die organischen Reste aus der Küche und dem Balkon direkt dort zu verarbeiten. Der produzierte Dünger kann sofort wieder verwendet werden und hat daher auch den kleinsten möglichen CO2 Fußabdruck. Besser geht’s nicht!

 

Regenwurm im Hortus Girasole in Niederösterreich. Wir haben ihn nur ganz kurz für das Foto auf den Ziegel gelegt. Danach kam er sofort wieder auf den Kompost.
Regenwurm im Hortus Vespertilio in Kärnten. Es sieht aus, als hätte er eine Verletzung, sicher sind wir aber nicht. Dazu wissen wir zu wenig über sie. In der Erde gefunden. Wir haben ein Beet vorbereitet, um viele Samen auszustreuen, damit es für die Insekten blüht!