Die Thuje – Ein nutzloser Brandstifter
Kaum hat jemand ein Haus gebaut, sind auch schon die ersten Thujen gesetzt (alternativ dazu: Kirschlorbeerhecken). Irgendjemand muss irgendwann höchst erfolgreiches Thujenmarketing betrieben haben, denn keine andere Pflanze hat es zu derart großen Beständen in den Gärten gebracht. So viele andere, schönere und nützlichere Sträucher würden sich genauso gut eignen. Nicht nur Vögel hätten ihre reine Freude an den bunten Hecken und der darin lebenden Artenvielfalt.
Warum also sollten wir dem Thujenzeitalter ein Ende bereiten? Wir wissen heute so viel mehr über die Thujen als früher. Dieses Wissen sollten wir nicht ignorieren.
Die Thuje:
- Sie ist nutzlos – es gibt keine nutzlosere Heckenpflanze als die Thuje.
- Sie ist eine Brandgefahr – die ätherischen Öle sind leicht entzündlich!
- Sie lässt nichts anderes unter sich wachsen und gedeihen – und das ist wirklich dramatisch. Wertvoller Lebensraum geht verloren!
- Sie ist in sämtlichen Pflanzenteilen giftig – egal, welche Teile man versehentlich zu sich nimmt, ob Rinde, Beere oder die schuppenförmigen Blätter, man erleidet schwere Magenverstimmungen mit allem, was dazu gehört.
- Sie löst Allergien aus.
- Sie ist die Monotonie-Kaiserin – Eine steht neben der anderen, alle schauen gleich aus.
- Sie ist außen hui und innen pfui – Außen krautig-kratzig, innen braunes Gestrüpp.
- Sie ist hässlich – nicht alle Gartenbesitzer betreiben den großen Aufwand, der notwendig ist, damit sie optisch halbwegs ansehnlich ist.
- Sie stinkt – sie sondert einen unangenehmen Geruch ab, in Österreich auch „Grablüfterl“ genannt. © Ute Woltron
- Sie ist eine Unsympathlerin – na gut, das ist subjektiv: MIR ist sie unsympathisch.
Das war es kurz und knapp und subjektiv. Hier nun etwas ausführlicher für jene, die mehr wissen wollen:
Thujenhecken:
- Sie sind völlig nutzlos. Es gibt kein einziges (!!!) heimisches Insekt, das sich von ihnen ernährt oder darin lebt. Warum? Genau, weil sie bei uns nicht heimisch ist! Wie sie zu ihrem deutschen Namen „Lebensbaum“ kommt, ist mir noch immer ein Rätsel. Regenwürmer zum Beispiel fehlen völlig unter Thujenhecken.
- Für Vögel sind Thujenhecken meist zu dicht, um als Versteckmöglichkeit zu dienen – Nahrung bieten sie natürlich auch nicht. Eine Thujenhecke ist also eine tote, unbelebte Hecke – ihr Wert für das Ökosystem ist gleich null. Das Eindringen in eine dicht geschnittene Thujenhecke ist für die Vögel fast unmöglich. Allerdings lassen sich in den letzten Jahren – mangels Alternativen – immer wieder Vögel in Thujen beobachten (wenn sie weniger gestutzt wurden, die Thujen, nicht die Vögel). Die Jungvögel, die in einem Nest in Thujen geboren werden, haben jedoch nur dann eine Chance, das fortpflanzungsfähige Alter zu erreichen, wenn in der Umgebung Pflanzen zu finden sind, von denen sich Vögel auch ernähren können. Heimische Wildsträucher bieten Brutgelegenheit UND Nahrung. Entweder in Form von Früchten oder in Form von Insekten, die in den Sträuchern leben. Ein lebendiger Boden unter Wildsträuchern ist auch Lebensraum für Regenwürmer, die ein feiner Leckerbissen für die Vögel sind.
- Thujen sind relativ empfindlich gegen Trockenheit und müssen daher regelmäßig gegossen werden. Ob menschengemacht oder nicht, das ist egal: aufgrund des Klimawandels ist mit langen Trockenphasen zu rechnen, und das wiederum heißt: steigender Wasserbrauch, höhere Kosten. Durch die dichte Außenschicht der schuppenförmigen Blätter kann kaum Regenwasser bis zum Wurzelbereich der Hecke vordringen. So kann es in besonders trockenen und heißen Jahren zu massiven Trockenschäden kommen. Aus diesem Grund und wegen der schwer verrottenden abgestorbenen Pflanzenteile herrscht unter der Hecke Ödnis.
- Die Thuje stammt aus feuchten Gegenden und darf nie austrocknen, auch im Winter nicht!
- Sie braucht regelmäßige Düngergaben. In der Hecke gepflanzt, dicht nebeneinander, brauchen die Bäume mehr Dünger als einzelstehend, also praktisch immer. Kompost vertragen sie sehr gut. Man braucht jedoch eine zusätzliche Stickstoffdüngung. Besonders gern wird auch Blaukorn gestreut.
- Trotzdem sind Thujen nur nach außen hin grün. Innen drinnen sind sie absolut ausgetrocknet und blattlos, dafür aber voller ätherischer Öle. Man sieht das sehr gut, wenn jemand einen Radikalschnitt vorgenommen hat. Dann kommt das Innenleben so richtig schön zur Geltung.
- Sie haben keinerlei Mehrwert und sind tatsächlich brandgefährlich. Wer einmal das Wort „Thujenbrand“ googelt, wird feststellen, dass regelmäßig Thujenhecken durch weggeworfene Zigaretten, Glassplitter, Grillasche oder Silvesterraketen in Flammen aufgehen. Man könnte sagen: man züchtet biologisches Benzin im Garten. Nun gut, das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber mir gefällt diese Formulierung, gebe ich zu. Die Suche bei Google ergibt 881 000 Ergebnisse für „Thujenbrand“. Die Feuerwehren raten dazu, die so leicht brennbaren Bäume gar nicht erst anzupflanzen.
- Sie kosten viel Zeit, Geld und Arbeit: Im Gegensatz zu Laubhecken, die auch kräftig zurückgeschnitten werden können und das auch vertragen, erfordert die Thujenhecke einen regelmäßigen, exakten Schnitt, am besten zwei Mal jährlich. Einmal zu tief geschnitten, schon bleiben kahle Stellen zurück, an denen nichts mehr nachwächst. Damit das nicht passiert, wird sie häufig gleich gar nicht geschnitten. Die Folge: Die Hecke wird immer breiter und höher und verkleinert und verdunkelt bzw. beschattet den Garten. Und „schnell wachsen“ ist etwas, was Thujen gut können: Bis zu 40 cm pro Jahr in die Höhe und 10 bis 15 cm in die Breite. Man muss sie also ständig massiv beschneiden, wenn sie nicht zu einem Baum werden soll, was sie ihrer Natur nach allerdings gerne täte, denn in Wirklichkeit sind es richtige Bäume, die bis zu 10 Meter hoch werden können.
- Sie sind giftig: Das Öl der Thujen kann bei Berührung Hautrötungen, Hautveränderungen, Hautausschlag, Hautjucken und Brennen, Pickel, Pusteln und Bläschen verursachen. Es kann auch Asthma-Bronchiale auftreten.
- Sie können massive Allergien auslösen. Ich persönlich kann dienen: Asthmaanfall, Augenjucken, rote Augen, zugeschwollene Augen und aufgeschwollenes Gesicht (Federball in Thuje, mit Federballschläger heruntergeholt. Starker Wind und Sturm führen zu ähnlichen erfreulichen Ergebnissen…).
Jetzt haben wir praktisch nur Negatives über die Thujen gehört. Positives kann ich leider nicht berichten.
Wie sieht die Alternative aus? Ganz einfach: heimische Wildsträucher pflanzen! Denn sie sind:
- Nicht teuer in der Anschaffung.
- Schon selten geworden und deshalb umso wertvoller und wichtiger.
- Lebendig, denn sie sind mit Insekten, Vögeln und Säugetiere auf vielfältige Weise verbunden.
- Winterhart, gesund, robust, Dünger ist überflüssig und auf´s Spritzen kann verzichtet werden.
- Entspannend, denn man muss sie nicht ständig in Form schneiden und hat somit auch viel weniger Arbeit im Garten.
- Billig, denn man muss sie nicht ständig gießen, sie kommen mit dem Regen aus.
- Völlig unempfindlich.
- Sehr dekorativ, weil sie je nach Jahreszeit unterschiedlich aussehen.
- Und nicht zuletzt lehrreich, denn man hat den Kreislauf den Lebens direkt vor der Nase: im eigenen Garten.
Pflanzt Wildsträucher! Mehr könnt ihr für die Artenvielfalt nicht tun!
Alles Liebe und viel Erfolg beim Pflanzen der heimischen Wildsträucher, eure Karin!
© Fotos und Text: Karin Kurzmann
Quellen und Inspiration:
Ute Woltron: Gartenfieber
Paula Polak: Handbuch Wasser im Garten
Natur im Garten: Gregor Dietrich: Hecken für naturnahe Gärten
Website: Bund Naturschutz Deutschland
Blog: das-wilde-gartenblog.de
derwesten.de
Sorry, den Ausführungen in Ihrem Beitrag kann ich nicht folgen.
Ich habe mehrere Thujahecken. Und das ist gut so. Denn hierdurch haben Spatzen, Amseln und andere Vögel ein dauerhaftes Biotop.
Und die Miniermotte wird regelmäßig von den zahlreich vorhandenen Gartenvögeln bekämpft.
Freilich muss eine Thujahecke gepflegt werden. Das ist aber auch bei anderen Hecken erforderlich. Selbst im Winter habe ich einen grünen Sichtschutz.
Und ich liebe den Duft der Thuja. De gustibus non est disputandum.
Ja, das stimmt wohl, dass sich über Geschmack nicht streiten lässt…
Bezüglich heimischer Sträucher ist die Lage aber eindeutig. Heimische Sträucher und Stauden bieten der heimsichen Tierwelt einen ungleich größeren Nutzen als exotische Pflanzen. Die heimische Tierwelt ist einfach daran angepasst und das wird sich in ein paar Jahren auch nicht geändert haben. Ich freu mich über jede Thuje, die nicht mehr gepflanzt wird. Wenn sich Vögel drin aufhalten, tun sie das, weil wohl keine besseren Gewächse in der Nähe sind. Liebe Grüße!
Hallo Karin
Sehr interessanter Beitrag. Ich stimme dir voll und ganz zu. Wir wohnen am Rand der Landwirtschaftszone und haben vor kurzen unseren Garten umgebaut mit einer Naturwiese und vor allem mit einer Hecke aus Wildsträuchern. Eine seitliche Böschung hat auch neu Wildsträucher erhalten und darunter auch verschiedene einheimische Bodendecker. Es war eine harte Arbeit. Doch bereits jetzt nach 3 Jahren haben wor ein Vogelparadies und sehr viele Insekten wie Wildbienen, Hoenissen und auch die Tigerschnecke ist jetzt bei uns zuhause. Ja, der Igel schläft jetzt auch in seinem Häuschen Wir sind stolz darauf etwas kleines für die Biodiversität gemacht zu haben.
LG Willy
Lieber Willy! Das hört sich toll an, genauso soll es sein! Darauf könnt ihr sehr stolz sein. Weiterhin viel Erfolg mit eurem Garten!! LG Karin
Seit 40 Jahren mehrere Thujen Hecken auf dem Grundstück, Vögel brüten, Igel hat seinen Bau darunter und Marder leben auch darin – so unterschiedlich ist es eben
Danke für deine Info, interessant. Nichtsdestotrotz ist die Thuje eine nutzlose Heckenpflanze. Vergleiche ihren Nutzen für nektar- und pollensuchende Insekten und früchtefressende Vögel einmal mit den Wildsträuchern, die ich auch empfehle. Da merkt man erst den Unterschied. Liebe Grüße!