Ich wandere durch unseren Kärntner Garten und hab in Gedanken schon wieder die Schere in der Hand…

Überall sehe ich, wo etwas zurückgeschnitten werden muss, wo verjüngt werden muss, wo ich sogar radikal vorgehen muss. Ihr wisst es sicher: der Gärtner meines Vertrauens wird dann ganz nervös. In der Zwischenzeit weiß er aber, dass die Pflanzen danach alle wieder austreiben und schöner sind als vorher. Bis dahin dauert es ein bisschen, aber das zu beobachten ist für mich besonders interessant.

Dieses Mal ist es wieder dem Flieder im Vorgarten an den Kragen gegangen. Er musste dringend verjüngt werden, das letzte Mal ist 10 Jahre her…

Ich zeige euch mit der Fotodokumentation, wie sich dieser Bereich von 2015 bis heute, 2025, entwickelt hat.

2015 – so sah der Flieder aus, als wir den Garten übernommen haben. Haus und Garten sind jetzt knapp 70 Jahre alt. Genauso alt sind die Obstbäume, Sträucher, Nadelbäume.
Der Vorgarten war ziemlich düster durch den überhängenden Flieder.
19. März 2017 – auf den Stock gesetzt, d.h. ziemlich weit unten abgeschnitten.
30. Mai 2017 – er treibt aus – und wie! Im Vordergrund sieht man schon die Blätter von der orangen Taglilie.
Juli 2018: die Taglilien sind verblüht, der Flieder treibt unwahrscheinlich aus.
Juli 2020: die Taglilien blühen, breiten sich auf den Weg aus, beginnen langsam, das Gartentürl zu blockieren. Der Flieder ist schon wieder ziemlich hoch. Da er ja immer nur oben an den Enden der Zweige blüht, sind die Blütenrispen immer weiter oben und der Duft somit auch.
April 2021. Frischer Austrieb. Unten sieht man ein bisschen Blau von den Blausternchen. Links unter der Stiege sind die Schneeglöckchen verblüht, dann kommen lila und rosa Leberblümchen, am Schluss der Farn.
Hier sieht man die Blausternchen schön blühen.
Mai 2025: Man sieht, dass es schon wieder ziemlich dunkel wird vom Flieder und dass der Weg sehr schmal ist. Wir werden bedrängt 😉

Von den Maiglöckchen sieht man leider nichts, hier blühen sehr viele unter dem Flieder.

Erster Schritt: Das Tor wurde etwas befreit, damit man es wieder gscheit aufmachen kann. Es fällt sonst immer zu, was unpraktisch ist, wenn ich mit dem Fahrrad durch will. Taglilien wurden entfernt. Gefühlt 200 Knöllchen…
21. Juli 2025: Das Tor ist einmal befreit.
Jetzt kommt wieder die alte Beetbegrenzung zum Vorschein.
Juli 2025: dieses Mal haben wir nicht den gesamten Flieder auf Stock gesetzt, sondern nur alte Äste herausgenommen und zwar von den ersten paar Metern vom Tor weg. Weiter hinten gehts nächstes Jahr weiter. Das jetzt geschnitte Stück schauen wir uns nächstes Jahr an, ob er gut ausgetrieben hat und wie es ihm geht. Dann nehmen wir hier auch wieder ein paar alte Äste heraus, um ihn zu verjüngen.
11. August 2025: Man sieht schon wieder Austriebe. Auch die Taglilien treiben frisch aus. Ich habe wohl 500 kleine Rhizomknöllchen ausgegraben. Da hätte man ein riesiges Feld damit bepflanzen können. Allerdings haben wir hinter dem Haus schon ein Taglilienfeld, wahrscheinlich 3000 Stück…
Frischer Austrieb am 11. August. Im Juli erst geschnitten, schon sind die grünen Austriebe da!
Endlich ist das Tor frei. Auch den rechten Teil hab ich befreit, hier wucherte Wilder Wein. Kaum abgeschnitten, ist der beim nächsten Aufenthalt schon wieder den Zaun hinaufgeklettert. Rechts sind Quittensträucher, die haben ich auch geschnitten. Das zeige ich euch gesondert.

Also keine Angst vor einem Rückschnitt. Aber immer nachlesen, ob die Sträucher auf dem einjährigen oder zweijährigen Holz blühen, sonst kann es sein, dass gar nichts blüht im nächsten Jahr, weil man die Blütenansätze weggeschnitten hat. Beim Flieder muss man aufpassen, da sind die Austriebe knapp unter den alten verblühten Blütenrispen. Ich war eher radikal unterwegs, warten wir ab, wie es nächstes Jahr wird. Hinten im Garten haben wir noch 2 Flieder, einen riesigen alten hohen… genug Blüten also zum Riechen und einen, den ich zurückschnitten habe und der schon wieder fröhlich und üppig austreibt. Ein Flieder ist nicht zum Umbringen, wie man so schön sagt.

Ich habe ein wirklich tolles Buch von DK über den Rückschnitt. Kann ich nur empfehlen.

Ich habe ein älteres Exemplar im Kleinformat, sehr praktisch, gleicher Inhalt.

Vielleicht konnte ich euch die Angst vorm Rückschnitt nehmen?

Ganz liebe Grüße, eure Karin

(c) Fotos und Text: Karin Kurzmann